16.06.2022
1. Studientag des Beirates für Gleichstellungsarbeit
Das Prinzip von “Gleichheit” ist keine gute Grundlage für eine Organisation. Besser ist es, den Umgang mit Differenz stark zu machen. Das war nur einer von vielen inspirierenden Gedanken, die uns Dr. Antje Schrupp in ihrem Vortrag zum 1. Studientag des Beirates für Gleichstellungsarbeit am 8. Juni nahegebracht hat.
Ausgangspunkt ihres Vortrags war ein historischer Einblick in die Entwicklung von Zweigeschlechtlichkeit und dem sich daraus ergebenden feministischen und anti-feministischen politischen Aktivismus. Protagonistinnen wie Olymp de Gouache und Hedwig Dohm sind mit ihren Werken immer noch hochaktuell. Sehr eindrücklich verdeutlichte die Referentin, wie die Begriffe Anti-Feminismus, Anti-Genderismus, Sexismus und Misogynie zusammenhängen und gleichzeitig voneinander abgegrenzt werden müssen. Die Frage stand im Raum: Wer hat die Deutungshoheit über Genderfragen? Kirche könnte da eine Vorreiter*innenrolle einnehmen, wenn sie es denn wollte.
Es wurde deutlich, Feminismus ist immer eine politisches Thema, bei dem es um Freiheitsrechte geht. Unsere Gesellschaft ist geprägt von einem Narrativ, das auf Aristoteles zurückgeht. Ein Narrativ, das an Fortpflanzung geknüpft ist und daraus bis heute “typisch” männliche und “typisch” weibliche Eigenschaften ableitet.
Was können wir tun gegen unterschiedliche Ausprägungen von Anti-Feminismus? Antje Schrupp benannte in Anlehnung an Handlungsoptionen, die durch die Antonio-Amadeu-Stiftung herausgegeben worden sind, sechs Punkte: Solidarisieren, Analysieren, Positionieren, Widersprechen, Menschenrechte verteidigen, Gegenentwürfe entwickeln.
In einer anschließenden sehr anregenden Diskussion hatten die Teilnehmenden Gelegenheit Rückfragen zu stellen und ins Gespräch zu kommen.
Nach der Mittagspause gab es eine Workshop-Phase. Hier konnte gewählt werden zwischen einem Argumentationstraining mit Lena Lehmann vom miteinander e.V. in anti-feministisch geprägten Kontexten und einem Workshop mit Dorothee Land zu Erfahrungen und Strategien im Umgang mit Anti-Feminismus im (Gemeinde-)Alltag. Gelegenheit zu einem informellen Austausch gab es abschließend bei Waffeln und Getränken, die uns durch die Fachschaft der Theologischen Fakultät präsentiert worden. Eine rundum gelungene und bereichernde Veranstaltung für ca. 40 Teilnehmende.
Mehr zum Thema hier: https://onlinekirche.ekmd.de/themenwochen/juni-2022/
Bericht: Christin Sirtl